Ein Lockdown als Farce
„Hegel bemerkte irgendwo, daß alle großen weltgeschichtlichen Tatsachen und Personen sich sozusagen zweimal ereignen. Er hat vergessen, hinzuzufügen: das eine Mal als Tragödie, das andere Mal als Farce.“ schrieb Karl Marx in der Einleitung des „achtzehnten Brumaire des Louis Bonaparte“. Wie gut passt der Satz auf diese Zeit! Vor ziemlich genau einem Jahr leitete der „Wellenbrecher-Lockdown“ die Tragöde des zweiten und dritten Lockdowns ein, der nun anscheinend die Farce eines vierten Lockdowns folgen wird.
Lockdowns Nummer zwei und drei waren eine Tragödie, weil unter dem Vorwand durchgesetzt, eine Überlastung der Intensivstationen zu verhindern, die, wie man heute weiß, nie bevorstand. Dennoch starben im Frühjahr viele Menschen in den Altenheimen, weil die, obschon von der Risikogruppe bewohnt, nicht so gut geschützt wurden wie die Schulen, die man gleich ganz dichtgemacht hat. Die Folgen davon waren und sind mannigfaltig – u.a. eine Wirtschaf am Tropf staatlicher Transferleistungen, eine Schülergeneration mit Defiziten in allen Bereichen – und eine beeindruckende Erkrankungswelle der Kinder, samt zumindest stark belasteter Kinderkrankenstationen, da die Schulschließungen des Vorjahres dazu geführt haben, dass die Kinder jetzt geballt Krankheiten nachholen. Das hat – neben dem angerichteten menschlichen Elend – wirklich etwas tragisches.
Dreizehn Monate, nachdem die Panikmache aus den Medien uns den zweiten Lockdown beschert hat, wiederholt sich das Schauspiel: Tägliche Schreckensmeldungen über hohe Inzidenzen und bevorstehender Triage auf den Intensivstationen. Der neue Zungenschlag ist, dass diesmal nicht vergnügungssüchtige junge Leute schuld seien, die illegale „Coronapartys“ feiern, sondern dass die Minderheit der Ungeimpften verantwortlich seien. Das ist schon schräg: Die Geimpften wollen vor den Ungeimpften geschützt werden, obwohl sie doch durch die Impfung geschützt sein sollten. Obwohl im Gegensatz zum Vorjahr eine große Mehrheit geimpft ist, ist anscheiennd nichts besser geworden. Doch die Politik steckt jetzt in einem Dilemma: Würde man die Geimpfte Mehrheit in einen Lockdown schicken, wäre es ein Vertrauensbruch gerade gegenüber denen, die den Regierungskurs stützen. Obwohl völlig klar ist, dass die Geimpften das Virus tragen und verbreiten können – selbst wenn sie vielleicht weniger häufig auch erkranken – und sie damit aufgrund ihrer Privilegien (Ausnahmen von Maskenpflicht, 2G-Regeln, fehlende Testpflichten) das Virus vermutlich sogar stärker verbreiten, kann die Politik nur die Ungeimpften in einen Lockdown schicken. Das wird sie auch tun: Durch 2G-Regelungen, kostenpflichtige Tests, damit auch 3G faktisch zu 2G wird, absehbaren Berufsverboten, und vielem mehr. Damit wird eine kleine Bevölkerungsgruppe (von der man nichtmal genau weiß, wie klein sie wirklich ist), in einer Weise aus dem öffentlichen Leben verbannt, die seit 1989 in Deutschland nicht mehr erreicht wurde. Und sicher werden die Zahlen auch wieder sinken, so wie jede Infektionswelle wieder abebbt, und vermutlich werden sie das dann dem harten Durchgreifen gegen die Ungeimpften zuschreiben. All das hat brutale Folgen, und ist trotzdem, weil die Begründung so lächerlich ist, eine Farce.