PKEuS' Blog

über Welt-, Politik- und Wirtschaftsgeschehen

Ein Jahr ist vergangen, seitdem ich hier zum ersten Mal eine Wachstumsprognose veröffentlicht habe. Diese gilt es nun kurz und knapp auszuwerten, soweit der prognostizierte Zeitraum bereits verstrichen ist, und eine neue Prognose für die nächsten zwei Jahre aufzustellen. Die einzelnen Zahlen dieser Prognose finden sich auf dieser Seite.

Die Prognose für 2018 von 1,2 % war sehr pessimistisch – aber ziemlich treffend, wie sich herausgestellt hat. Nach den derzeitigen Daten, die für die ersten drei Quartale vorliegen, scheint sich ein knapp größerer Wert zu realisieren. Ich darf also festhalten: Die Prognose liegt weit näher an der Realität, als jene prominenter Wirtschaftsforschungsinstitute, die ihre euphorischen Prognosen von bis zu 2,6 % (Ifo-Institut im Dezember 2017) nach etwa einem halben Jahr schon drastisch auf 1,8 % korrigieren mussten, und inzwischen von etwa 1,5 % ausgehen.

Die kommende Prognose erstreckt sich erneut über 9 Quartale, vom letzten des Jahres 2018 bis zum letzten des Jahres 2020. Die zugrundeliegende Methode ist erneut eine Fortschreibung der bisherigen Entwicklung, korrigiert um erwartete zukünftige Abweichungen, die im Folgenden näher erläutert werden sollen. Generell gehe ich davon aus, dass wir im kommenden Jahr eine noch schwächere Wirtschaftsentwicklung erleben werden, die im Jahr 2020 aber in einen Aufschwung übergehen kann. Die Erwartung einer zunächst schwachen Wirtschaftsentwicklung stützt sich auf die bereits deutlich sichtbare Eintrübung der Konjunktur, sowohl weltweit wie auch in Deutschland. Dies kann durch in 2019 anstehende internationale Ereignisse, etwa dem Brexit, oder der allgemein herrschenden weltpolitischen Unsicherheit weiter befeuert werden. Sofern der Konjunkturabschwung nicht in einer erheblichen weltweiten Wirtschaftskrise mündet (derartige Ereignisse sind in Zahlen ohnehin nicht prognostizierbar), sollte, wenn die Talsohle 2019 durchschritten wird, 2020 ein Konjunkturaufschwung eintreten.

Der private Konsum wird seine schwache, stetige Entwicklung der letzten 10 Jahre voraussichtlich fortführen. Es gibt weiterhin keine Anzeichen, dass die allgemeine Lohnentwicklung zusätzliche positive Impulse gibt. Die privaten Investitionen dürften aufgrund der deutlich eingetrübten gegenwärtigen Konjunkturlage im Jahr 2019 schwächer als zuletzt ausfallen, aber im Rahmen eines anschließenden Aufschwungs wieder steigen.

Im staatlichen Sektor sollten zunächst noch die letzten Effekte der verspäteten Verabschiedung des Bundeshaushalts 2018 in Form von Nachholeffekten sichtbar werden. Sofern die Regierungskoalition hält, was derzeit realistisch erscheint, ist von einer Wiederholung der Problematik nicht auszugehen, sodass von einer stetigen Entwicklung auszugehen ist. Mit deutlichen antizyklischen Reaktionen ist aufgrund der Haltung der Bundesregierung zu konjunkturpolitischen Fragen nicht zu rechnen.

Der Außenbeitrag hat sich zuletzt schneller zurückentwickelt, als ich letztes Jahr vermutet hatte. Im Rahmen des weltweiten Konjunkturabschwungs gehe ich von einer weiteren linearen Reduktion auf 5 % zum Ende von 2019 aus, und von einem anschließenden Verharren auf diesem Niveau, sofern die Weltkonjunktur wieder anzieht. Die sich weiter schließende Lohnlücke innerhalb der Eurozone deutet nicht darauf hin, dass der Außenbeitrag kurzfristig erneut steigt.

Weiterhin gehe ich von einer Inflationsrate von 1,5 % in 2019, und – aufschwungsbedingt – 1,7 % in 2020 aus.

Insgesamt prognostiziere ich, dass die Wirtschaft 2019 um nur 0,9 % wächst, und 2020 um 2,0 %. Für das Jahr 2018 erwarte ich unter Rückgriff auf die Daten der ersten drei Quartale weiterhin ein Wachstum von 1,2 %. Diese Zahl ist allerdings auch vorbehaltlich etwaiger Revisionen der noch recht frischen Daten für 2018 durch das Statistische Bundesamt.

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