Prävalenz

Als Prävalenz eines Auges wird das Phänomen bezeichnet, daß sich beim beidäugigen Sehen die Richtung, in der ein Sehobjekt wahrgenommen wird, relativ zu einem stereoskopisch versetzten Objekt, in Richtung des prävalenten Auges abweicht, obwohl die Disparität geometrisch symmetrisch auf beide Augen verteilt wurde.

Am Pola-Test wird die Prävalenz mit folgender Anordnung getestet: Über und unter einem runden Fixationsobjekt ( Durchmesser in Entfernung, Sehwinkel ), das mit einer Skala zur Ablesung verbunden ist, sind haploskopisch Dreiecke angebracht, die mit einer Disparität von präsentiert werden. Der Proband beurteilt die Lage der gekreuzten und ungekreuzten Dreiecke relativ zur Skala, die mit Werten zwischen und mit Zwischenschritten bei 60 und 20 beschriftet ist.

Zur Erklärung kommen in Frage:

Grund für unterschiedliche Gewichtung der Augen wäre (bei gleicher Sehschärfe) die Dominanz. Für die zweite Erklärungsmöglichkeit sind intensivere Überlegungen notwendig. HJ Haase argumentiert, daß aufgrund der Verteilung der Sehzellen und deren neuronaler Verschaltung sogar innerhalb der Foveola (1° Durchmesser) noch starke Auflösungsunterschiede bestehen, lediglich innerhalb einer Fläche von etwa Durchmesser sei das Sehvermögen praktisch wirklich gleichmäßig. Jede Abweichung der Ausrichtung der Sehachsen, die diese funktionellen Bereiche beider Augen nicht auf das Sehobjekt ausrichte, sei ein Zeichen einer Fehlfunktion.

Geringere Sehschärfe bei zunehmender Exzentrizität innerhalb der Foveola äußert sich in diesem Bereich vor allem durch Kontrastverminderung an scharfen Hell-Dunkelgrenzen. HJ Haase nimmt an, daß dieser unterschiedliche Kontrast zu unterschiedlichen Gewichtungen der Sehbeiträge beider Augen führt, wenn ein Objekt an Retinastellen unterschiedlicher Auflösungsfähigkeit abgebildet wird. Die Vermutung einer Abhängigkeit der Richtungswahrnehmung vom Kontrastunterschied des Objekts wird durch experimentelle Ergebnisse, z.B. Mansfield/Legge 1995, bestätigt.

Gewichtsfunktionen

Um die Auswirkungen der Fixationsdisparität und einer allgemeinen Ungleichgewichtigkeit der Augen quantitativ beurteilen zu können, benötigt man eine - nicht direkt beobachtbare - Gewichtsfunktion als Funktion des Abstand vom Foveazentrum. Eine solche Funktion sollte dort den Wert 1 haben, symmetrisch und mit dem Abstand monoton fallend sein. Den Annahmen Haases entsprechend ist zu verlangen, daß sie nicht allzu eng lokalisiert ist (wie z.B. die Dichte der Normalverteilung). Eine Funktion, die gut geeignet erscheint, ist die Dichte der Cauchy-Verteilung oder, mit noch flacherem Maximum, deren Quadratwurzel, jeweils in geeigneter Skalierung. Als Kriterium für den Skalenfaktor sollte verlangt werden, daß die Funktion innerhalb einer Scheibe vom Radius nicht mehr als 0.1 fällt, sowie auf dem Rand der Fovea() noch ein Wert über 0.1 erhalten ist, z.B. erfüllt die Funktion