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2025 ist vorbei, und es gilt, eine neue Konjunkturprognose für die nächsten zwei Jahre aufzustellen. Die einzelnen Zahlen der neuen Prognose finden sich auf dieser Seite.

Zunächst soll aber die letztjährige Prognose ausgewertet werden. Es bestanden keine außergewöhnliche Sonderereignisse, die hierbei besonderer Berücksichtigung bedürfen. Für 2025 hatte ich einen Rückgang der Wirtschaftsleistung von 0,7 % vorausgesagt. Unter Berücksichtigung der bislang vorliegenden Zahlen der ersten drei Quartale gehe ich derzeit von einem Wirtschaftsrückgang von 0,1 % aus. Meine Prognose war insofern in der Tendenz eines Rückgangs richtig, jedoch quantitativ etwas weiter weg als die großen Institute, die allerdings Wachstum erwarteten (z.B. gingen der Sachverständigenrat und das Ifo-Institut vor einem Jahr von einem Wachstum von 0,4 % aus). In den einzelnen Komponenten liegt das Wachstum des Konsums (1,1 %) deutlich über dem Niveau der Prognose (0,3 %), während die Investitionsentwicklung (-0,3 % statt 0,3 %) schwächer war. Die Staatsausgaben (3,5 % statt 1,5 %) sind massiv stärker gestiegen als erwartet, was den unerwarteten Aktivitäten der neuen Regierung zuzurechnen ist. Der Außenbeitrag ist stärker gesunken als erwartet, während die Inflation unterhalb der Prognose liegt.

Die kommende Prognose erstreckt sich erneut über 9 Quartale, vom letzten des Jahres 2025 bis zum letzten des Jahres 2027. Die zugrundeliegende Methode ist erneut eine Fortschreibung der bisherigen Entwicklung, korrigiert um erwartete zukünftige Abweichungen, die im Folgenden näher erläutert werden sollen. Aktualisiert wurden auf die realen Werte in der Evaluation früherer Prognosen. Die schlechte Stabilität der X13-Saisonbereinigung führt hier zu Veränderungen, insbsondere der Zahlen der letzten zwei Jahre.

Die deutsche Wirtschaft befindet sich weiterhin in der Depression, d.h. bei Ausbleiben weiterer Schocks ist der konjunkturelle Tiefpunkt erreichht. Jedoch befindet sich Deutschland zusätzlich in multiplen Sonderlagen, die einer unter Normalbedingungen eigentlich zu erwartenden Erholung entgegen stehen:

  1. sind bereits im Bundeshaushalt für 2026 Finanzhilfen von fast 12 Mrd. € für die Ukraine vorgesehen. Zusätzlich hat die EU jüngst den Beschluss gefasst, gewaltige Finanzhilfen in Richtung Ukraine zu mobilisieren, nämlich 90 Mrd. € (formell ein zinsloses Darlehen aus dem EU-Haushalt) für zwei Jahre, an denen der deutsche Anteil rechnerisch etwa 22 Mrd. € beträgt. Zur Größenordnung: Der gesamte Entwicklungshilfeetat, also was wir dem Rest der Welt an Entwicklungshilfe leisten, liegt bei 10 Mrd. €. Da eine Rückzahlung durch die Ukraine oder aus russischen Reparationen illusorisch ist, handelt es sich um 23 Mrd. €, die die Bundesrepublik der Ukraine im Jahr 2026 faktisch schenken wird. Damit erfolgt ein Viertel der Kreditaufnahme des Bundes zugunsten der Ukraine. Bei inzwischen von Deutschland am Kapitalmarkt verlangten 3 % Zinsen entstehen damit jedes Jahr zusätzliche jährliche (!) Zinslasten von 700 Mio. €. Von dem ganzen Geld wird nichts in Deutschland mehr gebaut oder produziert und deshalb auch kein Multiplikatoreffekt verbunden. Die ganze Schuldenpolitik des Bundes erinnert insoweit an den Versuch, Druck auf einen Kessel zu bringen, der vollkommen Leck ist. Der Sachverhalt ist in der Prognose enthalten.
  2. zeigt die EU immer stärkere Zerfallserscheinungen. Das Risiko, dass der Staatenbund an dem Ukraine-Projekt zerbricht, steigt. Ich rechne allerdings noch nicht für 2026 damit, sondern im Gegenteil mit zunächst weiterer Machterweiterung der europäischen Union. Sollte der Kollaps jedoch eintreten, treten gewaltige wirtschaftliche Verwerfungen auf, für die Deutschland eine schlechte Ausgangslage hat, da es die europäische Integration mit besonderer Inbrunst, ja geradezu deutscher Gründlichkeit betrieben hat. Das Szenario ist im Prognosehorizont nicht enthalten; tritt eine schnelle Disintegration der EU ein, wird ein Wirtschaftseinbruch im einstelligen Prozentbereich eintreten, allerdings sich die langfristige Perspektive Deutschlands deutlich verbessern.
  3. ist im Spätwinter eine Gasknappheit wahrscheinlich, da die Speicherfüllstände bereits jetzt deutlich unter dem Tiefststand der Winter 2023 und 2024 liegen, und die verbrauchsintensivsten Wochen erst im Januar und Februar kommen. Ich rechne nicht damit, dass in Deutschland die Heizungen oder die Kraftwerke ausfallen. Allerdings ist es möglich, dass es zu Sparappellen, Preisanstiegen und Produktionskürzungen kommt, was die Konjunktur erneut belasten würde. Derzeit ist der Gaspreis jedoch noch ziemlich niedrig. Der Sachverhalt ist in der Prognose nicht enthalten.
  4. ist auch 2025 die industrielle Basis Deutschlands weiter erodiert. Stellenstreichungen, Standortschließungen, Insolvenzen und Geschäftsaufgaben gab es zahlreich ud vorwiegend im Bereich der industriellen Zulieferindustrie. Mit einer Fortsetzung dieser Entwicklung und zeitverzögerten Manifestation der Auswirkungen z.B. in der Kaufkraft ist zu rechnen. Dies ist in der Prognose berücksichtigt.

Aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für Deutschland und der ungeeigneten bis wirkungslosen Wirtschaftspolitik ist ein Aufschwung im Prognosehorizont nicht mehr zu erwarten. Die wirtschaftliche Depression wird bis einschließlich 2027 anhalten. Insbesondere wird von der Konsumentwicklung in den kommenden zwei Jahren kein Wachstumsbeitrag ausgehen, da die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit vieler Bürger in den kommenden Monaten schlechter wird. Dies geschieht zeitgleich zu der kommenden - und leider notwendigen - EU-Regulierung von Konsumentenkrediten. Unreguliert könnten sie weiterhin die Illusion von Wohlstand bei den von Entlassungen betroffenen Bürgern aufrecht erhalten und eine Konsumblase füttern - was bei ausbleibendem Aufschwung aber den großen Knall nur vertagt und verstärkt. Wenn die Regulierung wirkt, schützt sie davor, wird aber den Betroffenen ihre wirtschaftliche Lage schonungslos offenbaren.

Die derzeit extrem schwache Investitionstätigkeit wird ab 2027 sukzessive zunehmen. Gegenläufig werden jedoch die Staatsausgaben, die 2026 weiterhin stark wachsen, langsam an Dynamik verlieren, wenn in Deutschland die Angst vor dem Haushaltsdefizit, getrieben durch die steigenen Refinanzierungskosten, auch bei der Regierung wieder zunehmen wird. Erste Ankündigungen von Kürzungen angefangen von den kommunalen Haushalten bis hin zur Gesundheitsversorgung liegen vor, und diese werden mit Multiplikatoreffekt wirken. Die Exporte werden sinken, weil die deutschen Exporteure Schritt für Schritt vom Weltmarkt verdrängt werden, oder ihre Produktion ins Ausland verlagern. Die Importe werden schwach wachsen, sodass der Außenbeitrag insgesamt weiter sinkt. Die Inflation wird bei 2,5 % verharren.Insgesamt prognostiziere ich daher, dass die Wirtschaft 2026 um 0,4 % schrumpft und 2027 um 0,1 % wächst.

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