Presse unter Druck
Im Dezember 2024 löschte das Online-Magazin Telepolis sein Archiv. Selbst bezeichnete es dies als „Qualitätsoffensive“. Telepolis ist ein Magazin des renomierten Hannoveraner Heise-Verlags, der vor allem für seine IT-Publikationen bekannt ist. Es war bis neulich rätselhaft, weshalb Heise bzw. Telepolis einen solchen Schritt ging, nachdem man Jahrzehnte (Telepolis gibt es seit 1996) gut damit leben konnte, ein alternatives Magazin zu beherbergen, in dem viele kontroverse Artikel kontroverser Autoren erschienen. Man ruinierte den eigenen Ruf und die Bezeichnung der Maßnahme als „Qualitätsoffensive“ war eine pauschale Beleidigung aller, die dort je publiziert haben.
Zwei Monate später bin ich überzeugt, eine Erklärung für diesen journalistischen Selbstmord gefunden zu haben, denn der Publizist Alexander Wallasch hat öffentlich gemacht, dass er von der Landesmedienanstalt Niedersachsens ein Schreiben mit folgender Botschaft erhalten hat:
Wir fordern Sie daher auf, Ihre Beiträge vollständig durchzusehen und anzupassen oder von dem Angebot zu entfernen und die journalistischen Grundsätze in Zukunft einzuhalten.
Zugleich wird mit „Einleitung eines kostenpflichtigen förmlichen Verfahrens“ gedroht. Nun hat der rechte Wallasch wohl wenig mit dem linken Telepolis zu tun, doch sie haben etwas gemeinsam: Sie sitzen in Niedersachsen.
Es handelt sich übrigens um den zweiten öffentlich gewordenen Angriff einer Landesmedienanstalt auf kritische Medien und die Pressefreiheit. In Nordrhein-Westfalen erhielt schon im August 2024 Multipolar ein etwas weniger bedrohlich formuliertes, aber ähnlich gelagertes Schreiben.
Doch zurück zu Telepolis: Was dort im Dezember geschah, ist die exakte Umsetzung dessen, was nun von Wallasch gefordert wird. Ich bin mir sicher, Heise hat genau ein solches Schreiben von der Landesmedienanstalt Niedersachsens erhalten – und gekuscht.