PKEuS' Blog

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Klingt nach einer Überschrift aus dem Winter 2021/2022, oder? Aber dieser Text ist aktuell – so aktuell wie diese Stellenannoncen (1 2 3 4) eines österreichischen, staatlichen Museums: „Bewerber*innen mit Nachweis einer COVID-19-Schutzimpfung wird bei gleicher fachlicher Eignung der Vorzug gegeben“ (Vorsichtshalber archiviert).

Heute, 2023, dürfte dies auf die meisten Menschen, vermutlich sogar auf „Geimpfte“, zumindest skurril wirken. In unmittelbarer Nachbarschaft zu dem Absatz, der betont, wie sehr man auf Gleichbehandlung Gleichstellung wert lege, bekommt dieser Satz einen dialektischen Charakter, der sich vielleicht mehr den „Ungeimpften“ offenbart: Die arme Gruppe der Geimpften muss gleichgestellt werden, indem sie bei gleicher Qualifikation bevorzugt wird?

Aber mal im Ernst: Was will uns das Museum damit sagen? Haben sie bloß vergessen, einen aus der Zeit gefallenen Satz aus dem Standardvordruck für Stellenausschreibungen zu streichen? Das glaube ich nicht, da der Satz in den verlinkten Stellenausschreibungen ebenso wie direkt auf der Webseite steht. Nein: Es geht um etwas anderes. Hier wird das ökonomische Prinzip der „Selbstselektion“ praktisch angewandt.

Medizinisch ist die Imfpung – mit dem Wissen und in der Coronalage von heute – bestenfalls nutzlos. Aber sie empfangen zu haben, sendet noch immer eine Botschaft aus: „Ich gehöre zu den Guten.“ Und insoweit ist dieses Museum raffiniert und ehrlich zugleich: Mit der Formel werden „die Guten“ sich bei der Bewerbung offenbaren, indem sie dazu gebracht werden, aus eigenem Antrieb ihren Impfstatus zu nennen (um bevorzugt zu werden). Wer ihn nicht nennt, ist mutmaßlich ungeimpft und verweigert außerdem das politische Bekenntnis. Mit einiger Wahrscheinlichkeit würde ein Ungeimpfter hier ohnehin gleich ganz auf eine Bewerbung verzichten. Auf der Grundlage können dann, wie angekündigt, die „guten“ Bewerber selektiert werden. Ganz ohne, dass man jemanden ausdrücklich dazu auffordern muss, seinen Impfstatus offenzulegen.

Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass dieselben Personen, die sich willentlich haben impfen lassen, auch in anderen Fragen auf der „richtigen“ Seite stehen: Also dafür, der Ukraine Kampfpanzer zu liefern. Dagegen, mit Russland zu verhandeln. Dafür, für Windräder Schneisen durch unsere Wälder zu schlagen, aber dagegen, den Hambacher Forst abzuholzen. Dafür, dass jeder sein Geschlecht aussuchen darf und dass dann andere sich danach richten müssen. Dafür, unbegrenzt Flüchtlinge aufzunehmen. Dafür, für die Energiewende die eigene Industrie zu opfern. Dafür, Verbrennungsmotoren, Gasheizungen und weiteres zu verbieten. Für die Meinungsfreiheit in Russland kämpfen, aber verhindern, dass die eigenen Kritiker im eigenen Land reden dürfen. Und so weiter, und so fort.

Insofern: Das Museum betreibt hier keine Gleichstellungspolitik, und der eingangs zitierte Satz steht nicht im Widerspruch zum eigenen Anspruch der Diskriminierungsfreiheit. Man sucht einfach „Mitarbeiter*innen“ mit der richtigen Gesinnung.

Vor gut einer Woche brachen in den USA zwei Banken zusammen: Die Silicon Valley Bank (SVB) und die Signature Bank. Zugleich fielen in der ganzen westlichen Welt die Aktienkurse der Banken teils zweistellig. Weitere US-Banken, z.B. die First Republic Bank, stehen auf der Kippe; ihr Aktienkurs brach um über 60% ein und erhielt ein Rettungspaket. An Bankschalten in den USA bildeten sich lange Schlangen, ein „Bank Run“ setzte ein. Auch einige europäische Banken stecken in Schwierigkeiten, und so musste dann an diesem Wochenende die altehrwürdige Credit Suisse „notgeschlachtet“ werden – die UBS übernimmt sie weit unterhalb des letzten Marktwertes.

Die Medienberichterstattung darüber ist (in Deutschland) noch vergleichsweise dezent. Wo berichtet wird, werden viele Experten nicht müde, uns zu versichern, dass die Lage ganz anders als 2008 sei. Damit haben sie sicherlich recht, „Geschichte wiederholt sich nicht“. Diese Experten deuten die Krise weniger als Krise des Finanzsystems denn als Ansammlung von Krisen einzelner Banken; es sei „nicht systemisch“. Die SVB sei an ihrem speziellen Geschäftsmodell, das irgendwo zwischen Krypto-Geld und Startupfinanzierung lag, gescheitert. Die Signature Bank wird einfach nicht erwähnt, und bei der Credit Suisse habe ein zerstrittenes Management Fehlentscheidungen getroffen und den Überblick verloren. Nun, auch damit liegen sie vielleicht nicht falsch. Doch wenn man glaubt, damit sei die Angelegenheit erledigt, der irrt. In den nächsten Tagen wird es weitergehen.

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