PKEuS' Blog

über Welt-, Politik- und Wirtschaftsgeschehen

2024 ist vorbei, und es gilt, eine neue Konjunkturprognose für die nächsten zwei Jahre aufzustellen. Die einzelnen Zahlen der neuen Prognose finden sich auf dieser Seite.

Zunächst soll aber die letztjährige Prognose ausgewertet werden. Es bestanden keine außergewöhnliche Sonderereignisse, die hierbei besonderer Berücksichtigung bedürfen. Auch das Aus der Ampelkoalition stellt kein solches dar, da es sich erst kurz vor Jahresende ereignete. Für 2024 hatte ich einen Rückgang der Wirtschaftsleistung von 0,3 % vorausgesagt. Unter Berücksichtigung der bislang vorliegenden Zahlen der ersten drei Quartale gehe ich derzeit rechnerisch von einem preisbereinigten Nullwachstum aus. Meine Prognose war insofern insgesamt nah dran; insbesondere auch näher als die großen Institute (z.B. ging der Sachverständigenrat vor einem Jahr von einem Wachstum von 0,7 % aus, oder das Ifo-Institut von 0,9 %). In den einzelnen Komponenten liegt das Wachstum des Konsums (0,7 %) auf dem Niveau der Prognose (0,6 %), während ein deutlich schwächeres Investitionsentwicklung (-1,0 % statt 1,1 %) durch einen stärkeren Anstieg der Staatsausgaben kompensiert wurde. Außenbeitrag und Inflation liegen ungefähr im Bereich der Prognose.

Die kommende Prognose erstreckt sich erneut über 9 Quartale, vom letzten des Jahres 2024 bis zum letzten des Jahres 2026. Die zugrundeliegende Methode ist erneut eine Fortschreibung der bisherigen Entwicklung, korrigiert um erwartete zukünftige Abweichungen, die im Folgenden näher erläutert werden sollen. Methodisch abweichend ist, dass die Daten ab diesem Jahr nach X13-Verfahren saisonbereinigt sind, da das Statistische Bundesamt leider die Bereitstellung der Zahlen nach dem Berliner Verfahren eingestellt hat. Aktualisiert wurden auf dieser Grundlage auch die realen Werte in der Evaluation früherer Prognosen, bei denen zudem die fünfjährliche Generalrevision des Statistischen Bundesamts zu Veränderungen führt.

Die deutsche Wirtschaft befindet sich weiterhin in der Depression, d.h. bei Ausbleiben weiterer Schocks ist der konjunkturelle Tiefpunkt erreicht. Bei unvermindert schlechten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für Deutschland ist für 2026 mit einer schwachen Erholung zu rechnen. Zu den schlechten Grundbedingungen zählt insbesondere die sich gegenwärtig in hoher Geschwindigkeit vollziehende Erosion der industriellen Basis in Deutschland, die unter den herrschenden politischen Bedingungen auch nicht wiederherstellbar ist. Mit den vorgezogeen Bundestagswahlen ist zwar ein Regierungswechsel zu erwarten, aber keine grundsätzliche Änderung der Regierungspolitik.

Die Konsumentwicklung wird durch die sich verschlechternde wirtschaftliche Lage einiger Bürger abgeschwächt und liefert voraussichtlich erst ab Ende 2026 wieder einen signifikanten Wachstumsbeitrag. Insbesondere ist davon auszugehen, dass Lohnsteigerungen, die die Inflation kompensieren, 2025 ausbleiben. Die Investitionen sind bereits auf extrem niedrigen Niveau angekommen. Sie werden zwar nicht weiter sinken, doch erst ab der zweiten Hälfte 2025 wird die Investitionstätigkeit wieder etwas anziehen, u.a. infolge von Aktivitäten einer kommenden Bundesregierung, bzw. dem Aufholen von Abwarte-Effekten aus der aktuellen Unklarheit über die Regierungsbildung. Die Staatsausgaben werden durch den fehlenden Haushalt zu Jahresbeginn gebremst, jedoch mit einem Nachholeffekt im zweiten Halbjahr. Die Inflation der Verbraucherpreise wird im kommenden Jahr mit 3,0 % etwas über der Zielinflationsrate des Euroraums liegen und sich 2026 auf 2,5 %. Diese Inflation trotz ausbleibenden Wachstums speist sich wesentlich aus den Energiepreisen; im Zuge des Ukrainekriegs werden voraussichtlich zum Jahreswechsel die letzten Gaslieferungen über die Ukraine ausfallen. Das verteuert den europäischen Energieimport weiter und schlägt sich mittelbar auch auf die Preise in Deutschland nieder, selbst wenn Deutschland dieses Gas nicht unmittelbar bezieht. Der Außenbeitrag wird fallen, da einerseits die nicht mehr wettbewerbsfähige Industrie Deutschlands Weltmarktanteile verlieren wird, und gleichzeitig die Importe in 2025 durch die Energiepreiseffekte nominal ansteigen werden.

Insgesamt prognostiziere ich daher, dass die Wirtschaft 2025 um 0,7 % schrumpft und 2026 um 0,6 % wächst. Die Perspektive bleibt für Deutschland damit trostlos.

Voriger Monat Gegenwart