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2019 ist nun vorüber, und es gilt, die letztjährige Konjunkturprognose auszuwerten und eine neue Prognose für die nächsten zwei Jahre aufzustellen. Die einzelnen Zahlen dieser Prognose finden sich auf dieser Seite.

Für 2019 hatte ich ein Wachstum von 0,9 % vorausgesagt. Nach den inzwischen vorliegenden Daten für die ersten drei Quartale läuft es eher auf nur 0,7 % hinaus. Maßgeblich getrieben wurde diese schlechte Entwicklung durch einen regelrechten Kollaps der Investitionen in der Privatwirtschaft, der durch eine stabile Konsumentwicklung und einen Anstieg der Staatsausgaben nur zum Teil kompensiert wurde. Diese Entwicklung dürften noch immer Nachholeffekte der verspäteten Regierungsbildung 2017/18 getrieben haben.

Erneut war meine Prognose weitaus pessimistischer als die der prominenten Wirtschaftsforschungsinstitute oder der Bundesregierung. Insgesamt lag ich damit erneut näher am (voraussichtlichen) Ergebnis, als die Institute. So sagte das IMK im März 2019 ein Wachstum von 1,1 % vorher, und senkte dies im Juni 2019 auf 1,0 %. All dies erst mehrere Monate nach meiner Prognose – im Juni 2018 schrieb man noch von 2,1 %. Das Ifo-Institut vorhersagte im Dezember 2018 (kurz vor meiner Prognose) ein Wachstum von 1,1 % und korrigierte sich im Jahresverlauf auf 0,5 % hinab. Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der Gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (die „Wirtschaftsweisen“) sagte im Jahresgutachten 2018, veröffentlicht im Herbst 2018, vorher, dass die Wirtschaft 2019 um 1,5 % wachse. Im März korrigierten sie sich auf 0,8 %. Die hier beispielhaft genannten Institutionen haben damit die konjunkturelle Negativentwicklung vor einem Jahr nicht vorhergesehen oder sie zumindest massiv unterschätzt, obwohl die konjunkturelle Eintrübung, wie vor einem Jahr geschrieben, bereits sichtbar war.

Die kommende Prognose erstreckt sich erneut über 9 Quartale, vom letzten des Jahres 2019 bis zum letzten des Jahres 2021. Die zugrundeliegende Methode ist erneut eine Fortschreibung der bisherigen Entwicklung, korrigiert um erwartete zukünftige Abweichungen, die im Folgenden näher erläutert werden sollen. Vermutlich durchschreiten wir gegenwärtig die Talsohle der konjunkturellen Entwicklung, d.h. die Wirtschaft befindet sich gegenwärtig im Konjunkturtief, der sog. Depression. Insgesamt ist im Verlaufe des kommenden Jahres mit einer sukzessiven Besserung der Entwicklung zu rechnen, sofern die aktuelle Krise nicht durch unvorhergesehene wirtschaftliche oder politische Ereignisse vertieft wird.

Der private Konsum wird seine schwache, stetige Entwicklung der letzten 10 Jahre voraussichtlich fortführen. Die stetige allgemeine Lohnentwicklung, erkennbar am Index der Tariflöhne, stützt den privaten Konsum, sodass hier keine Anzeichen für einen Einbruch vorhanden sind. Ein weiterer Einbruch der privaten Investitionen ist eher nicht zu erwarten, sondern eine langsame Erholung der Investitionstätigkeit in den nächsten zwei Jahren. Im staatlichen Sektor ist von einer weitgehend konstanten Entwicklung auszugehen. Auch die Große Koaliation erscheint gefestigt, sodass ein politischer Kurswechsel nicht zu erwarten ist. Mit deutlichen antizyklischen Reaktionen, die ein Dämpfung oder vorzeitige Beendigung der Krise bewirken könnten, ist deshalb nicht zu rechnen. Weiterhin gehe ich von einer Inflationsrate von 1,5 % in 2020, und – aufschwungsbedingt – 1,7 % in 2021 aus.

Nachdem der Außenbeitrag im Vorjahr gefallen ist, stagnierte er zuletzt. Auf Basis der stabilen Lohnentwicklung und der eingetrübten Weltkonjunktur ist mit einer stetigen Entwicklung der Importe und einer schwachen Entwicklung der Exporte zu rechnen, sodass der Außenbeitrag voraussichtlich etwas sinken wird. Die Lohnlücke innerhalb der Eurozone hat sich zuletzt nicht mehr weiter geschlossen, weshalb keine Veränderung der produktivitätsbedingten Effekte auf den Außenbeitrag zu erwarten ist, der damit wohl auch mittelfristig trotz der Weltkonjunktur deutlich im Überschuss verharrt.

Insgesamt prognostiziere ich, dass die Wirtschaft 2020 um nur 1,2 % wächst, und 2021 um 1,9 %. Von meiner vorigen Prognose für 2020 weiche ich damit deutlich nach unten ab; der prognostizierte Aufschwung verschiebt sich damit nach hinten. Für das Jahr 2019 erwarte ich unter Rückgriff auf die Daten der ersten drei Quartale ein Wachstum von knapp 0,7 %. Diese Zahl ist allerdings auch vorbehaltlich etwaiger Revisionen der noch recht frischen Daten für 2019 durch das Statistische Bundesamt.

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