PKEuS' Blog

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2020 ist (endlich) vorüber, und es gilt, eine neue Prognose für die nächsten zwei Jahre aufzustellen. Die Auswertung der letztjährigen Prognose hatte ich bereits im April vorweg genommen – die hatte sich wegen Corona erledigt. Die einzelnen Zahlen der neuen Prognose finden sich auf dieser Seite.

Für 2020 hatte ich ein Wachstum von 1,2 % vorausgesagt. Was passiert wäre, wenn Corona nicht gekommen wäre, wissen wir nicht; im April hatte ich dann Effekte von -2 % auf die jährliche Wirtschaftsleistung je Lockdown-Monat vorausgesagt. Der erste Lockdown hat knapp zwei Monate gedauert, der aktuelle in seiner starken Ausprägung bisher einen, sodass sich mindestens 6 % Wirtschaftsrückgang ergeben, zuzüglich weiterer Effekte durch die Corona-Restriktionen im Sommer und den Lockdown-Light im November. Beides sollte allerdings in Größenordnungen kleinere Schäden verursacht haben als die drei harten Lockdown-Monate. Nach den inzwischen vorliegenden Daten für die ersten drei Quartale, sowie einer Prognose für das vierte Quartal prognostiziere ich einen Jahresabschluss mit -7,2 % hinaus. Dies wurde maßgeblich durch dramatische Einbrüche der Investitionen sowie zeitweise des Konsums getrieben. Während sich der Konsum im Sommer wieder erholt hat, war dies bei den Investitionen nicht der Fall, diese sanken in allen vier Quartalen. Der im letzten Jahr beschriebene Kollaps der Investitionen in 2019 hat sich also noch stärker in 2020 fortgesetzt. Die Staatsausgaben haben die Einbrüche in kleinem Umfang aufgefangen. Im zweiten Quartal zeigte sich zudem ein Tief des Außenbeitrags, dass die Verwerfungen des Welthandels im ersten Lockdown widerspiegelt.

Die kommende Prognose erstreckt sich erneut über 9 Quartale, vom letzten des Jahres 2020 bis zum letzten des Jahres 2022. Die zugrundeliegende Methode ist erneut eine Fortschreibung der bisherigen Entwicklung, korrigiert um erwartete zukünftige Abweichungen, die im Folgenden näher erläutert werden sollen. Durch Corona hat sich das bereits Anfang 2020 erreichte Konjunkturtief verschärft und verlängert. Da zwar der aktuelle Lockdown sich noch bis zum Ende des Winters verlängern dürfte, aber danach keine weiteren derartigen Maßnahmen zu erwarten sind, ist insgesamt mit einer deutlichen Erholungsbewegung zu rechnen.

Diese Erholung wird maßgeblich durch den Konsum getragen werden, da der Konsumrückstau aus dem Lockdown teilweise abgebaut wird. Zwar wird die Arbeitslosigkeit infolge der Wirtschaftskrise noch deutlich steigen, sowie die Tariflöhne aus demselben Grund nicht steigen, jedoch dürften aus dem Konsumverzicht im Lockdown vorhandene Geldreserven der privaten Haushalte diesen Rückstauabbau tragen. Aus den Investitionen ist aufgrund der schlechten Lage der Unternehmen infolge monatelanger Umsatzausfälle keine Besserung vor 2022 zu erwarten. Ebenso ist nicht mit einer weiteren Erhöhung der Staatsausgaben zu rechnen, da diese durch die Stützungsmaßnahmen aus 2020 bereits auf sehr hohem Niveau sind, und ein Teil dieser Maßnahmen mit Ende des Lockdowns automatisch wieder entfällt. Es ist auch zu befürchten, dass der alte „Sparreflex“ der Politik eine weitere Konjunkturstützung aus dem Staatshaushalt verhindern wird. Aus diesen Gründen – schlechte Entwicklung der Arbeitnehmereinkommen durch Arbeitslosigkeit und Tarifabschlüsse, ausbleibende Investitionen aufgrund fehlender Finanzmittel der Unternehmen, sowie geringer staatlicher Konjunkturmaßnahmen – wird der Aufschwung, gemessen am vorherigen Einbruch, sehr schwach werden. Die Inflation wird zunächst mit 0,5 % in 2020 niedrig bleiben, da krisenbedingt eher mit Preiskämpfen zu rechnen ist. Aufschwungbedingt wird sie in 2021 mit voraussichtlich 1,7 % verzögert sich ihrem Sollniveau von 1,9 % annähern.

Insgesamt prognostiziere ich, dass die Wirtschaft 2021 um 2,0 % wächst, und 2021 um 1,8 %. Dies ist tatsächlich relativ nahe an meiner letztjährigen Prognose für 2020. Auch damals hatte ich für 2021 einen Aufschwung vorhergesagt. Ohne den erwarteten Lockdown im ersten Quartal würde dieser aber nun deutlich stärker ausfallen. In 2021 wird er sich dann abgeschwächt fortsetzen. Für das Jahr 2019 erwarte ich unter Rückgriff auf die Daten der ersten drei Quartale ein Wachstum von -7,2 %. Diese Zahl ist allerdings sowohl vorbehaltlich etwaiger Revisionen der noch recht frischen Daten für 2020 durch das Statistische Bundesamt, als auch der schwer in ihrer Größenordnung einzuschätzenden Zahlen im vierten Quartal.

Gegenwart