PKEuS' Blog

über Welt-, Politik- und Wirtschaftsgeschehen

Dass uns eine Krise bevorsteht, pfeifen die Spatzen von den Dächern. Der Einzelne kann den Eintritt und Verlauf dieser Krise kaum beeinflussen; die weitere Entwicklung hängt vor allem von der geopolitischen Entwicklung, dem Handeln unserer Politiker und Genosse Zufall ab. Doch im Gegensatz etwa zur Finanzkrise 2007 (Stichwort: Asset-backed Securities) oder der Eurokrise 2012 (Stichwort: Zinsspreads) lässt sich dieses Mal die Anatomie der Krise recht konkret beschreiben – in meinen vorherigen Beiträgen habe ich das versucht. Viele stellt die Situation vor die Frage: Wie kann ich selbst dem Risiko begegnen, dass mich die Auswirkungen der Krise treffen?

„Spare in der Zeit, so hast du in der Not.“ Die Zeit dafür ist jedoch weitgehend vorbei: Sparen, im Sinne von Geld beiseite legen, ist jetzt nicht mehr sinnvoll. Für diejenigen, die in der Zeit Ersparnis bilden konnten, besteht nun ein kurzes Zeitfenster, diese Ersparnis sinnvoll zu nutzen, bzw. sie strategisch zu disponieren. Eine Liquiditätsreserve, also frei verfügbares, nicht gebundenes Geld, insbesondere in Bargeld, ist in unruhigen Zeiten immer hilfreich, um auf jäh eintretende Probleme reagieren zu können. Zwar erleidet diese Reserve, egal ob in bar oder auf dem Konto, in Zeiten von Inflation einen steten Wertverlust, doch solange man mit Euros Dinge kaufen kann, ist es sinnvoll, Euros zu haben. Aufgrund der Inflationsthematik sollte die Reserve allerdings nicht zu großzügig dimensioniert werden, und man muss sich, sollte es zu einer galoppierenden Inflation kommen, mit einem vollständigen Wertverlust dieser Reserve arrangieren, bzw. diese dann unter Verlusten auflösen. Keinesfalls darf man sie dann jedoch noch aufstocken, da sie zu einem Fass ohne Boden würde („Throwing good money after bad money“).

Weiterhin ist es sinnvoll, vorhandene finanzielle Mittel jetzt maßvoll einzusetzen. Auch leicht überhöhte Preise kann man dabei in Kauf nehmen. Sind Reparaturarbeiten zu erledigen? Dann ist jetzt ein guter Zeitpunkt dafür. Sie haben verschlissene Gebrauchsgegenstände? Dann ist jetzt der Moment, Ersatz anzuschaffen. Brauchen Sie für Projekte, die man im kommenden Winter oder kommenden Jahr umsetzen möchte, (lagerfähiges) Material oder Werkzeug, ist es sinnvoll, es jetzt zu kaufen. Sie haben eine Ölheizung? Dann füllen Sie den Tank. Grundsätzlich gilt, dass notwendige geplante Anschaffungen (z.B. auch Kleidung, Geschirr, Werkzeug, Elektronik, ...) nicht aufgeschoben, sondern vorgezogen werden sollten. Achten Sie dabei auf Qualität, denn Dinge, die sofort kaputt gehen, nützen wenig, wenn später kein Ersatz verfügbar ist.

Eine umsichtige Vorratswirtschaft ist jedem anzuraten. Ein kleiner Vorrat an lange haltbaren Lebensmitteln und Trinkwasser ist sinnvoll. Tiefgekühlte Lebensmittel sind dabei mit Vorsicht zu betrachten, da die Lagerung Strom benötigt und der Vorrat durch einen längeren Stromausfall zerstört würde. Lebensmittel mittlerer Haltbarkeit (z.B. Eier) können rollierend gelagert werden, d.h. Sie verbrauchen die alten und kaufen dafür direkt neue. Denken Sie auch an notwendige Hygieneartikel, Medikamente, und eine kleine Hausapotheke. Eine Taschenlampe mit Batterien sollte auch vorhanden sein (Handy zählt nicht).

„Ich habe all das getan und noch immer Geld übrig.“ Wenn das der Fall ist, dürfen Sie sich über ihre gute wirtschaftliche Lage freuen. Die obigen Überlegungen lassen sich gelegentlich wiederholen, meist fällt einem dabei dann noch mehr ein, was getan werden könnte. Und ansonsten sollte der Rest sinnvoll angelegt werden (sofern noch nicht geschehen). Ein Patentrezept gibt es dafür nicht, schon garnicht kurz vor einer Krise. Heimische Aktien sind zwar schon vergleichsweise billig, da stark im Preis gefallen, doch sollten die Befürchtungen eintreten, ist mit einem erneuten deutlichen Kurseinbruch und auch Unternehmenspleiten zu rechnen. Ausländische Aktien sind, je nach Land, vielleicht fester in der kommenden Krise, tragen aber zugleich ein höheres Risiko staatlicher Regulierungen, so, wie es z.B. mit russischen Wertpapieren geschehen ist. Auch Staatsanleihen sind im Kurs gefallen, doch auch Staaten könnten in Zahlungsschwierigkeiten kommen, zudem gleicht die Rendite nicht unbedingt die Inflation aus (oder das Verlustrisiko ist hoch). Im Gegensatz zu Aktien sind sie nicht stabil gegenüber einer Inflation ihrer Ausgabewährung, da sie nominal festgelegt sind. Physisches Gold und Silber? Gelten zwar als wertstabil und könnten bei einer Hyperinflation zum Zahlungsmittel werden, sind aber an sich nicht sonderlich nützlich. Bitcoins oder NFTs? Haben überhaupt keinen intrinsischen Wert, sondern sind ein reines Spekulationsobjekt. Immobilien? Haben einen hohen intrinsischen Wert, sind aber schon seit längerem bekanntlich überteuert, machen Arbeit und verursachen laufende Kosten. Was aber immer gilt: Risikostreuung betreiben. Setzen Sie nicht auf eine Anlage und auch nicht auf eine Anlageform, sondern mehrere.

Und dann? Die Ruhe vor dem Sturm genießen, dabei die Lage beobachten, und entschlossen aber flexibel reagieren. Entscheidungen rasch treffen, an die Entwicklungen anpassen und festgestellte Irrtümer konsequent korrigieren. Entscheidungen rational treffen, und sich nie von der eigenen Panik oder der Ihrer Mitbürger leiten lassen. Beispielsweise wäre es nicht klug, sich, wenn nächsten Montag North Stream 1 geschlossen würde, sich am Dienstag danach um 7 Uhr morgens im Baumarkt um den letzten verfügbaren Heizlüfter zu einem Mondpreis zu prügeln. Kaufen Sie lieber Dinge, die als nächstes knapp werden, bevor Ihre Mitbürger zu derselben Erkenntnis gelangen. Und das auch nur, wenn sie die Dinge mit hoher Wahrscheinlichkeit selber benötigen werden.

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