Nach monatelangem SPD-Lob (zur Selbstbestätigung, man habe für den Mindestlohn gekämpft und die politische Entwicklung, dass die SPD diesen durchsetzen konnte, sei Bestätigung und Erfolg der Gewerkschaften zugleich, beispielsweise durch Rudolf Hickel, aber auch in der großen Presse) setzt nun offenbar ein Erwachen ein: Die Gewerkschaften üben öffentlich Kritik an den Ausnahmen des (nicht mehr) flächendeckenden Mindestlohns. Die Reaktionszeit war lang – wahrscheinlich zu lang – denn die Ausnahme-Pläne sind seit Bildung der Koalition Gegenstand der öffentlichen Debatte und auch in ihrer konkreten Form seit längerem eigentlich bekannt. Die Kritik dürfte zu spät kommen, und wenn es so kommt, hat die Arbeitnehmerseite sich von den Neoliberalen wieder einmal überfahren lassen.