PKEuS' Blog

über Welt-, Politik- und Wirtschaftsgeschehen

Das lange von den Medien erwartete Duell zwischen Angela Merkel und Peer Steinbrück ist vorbei. Gewonnen hat niemand so wirklich – den Umfragen zufolge. Interessant sind ist für Beobachter die anschließende Diskussion in den Talk-Runden, z. B. bei Günther Jauch. Dort saßen unter anderem Frank-Walter Steinmeier, Edmund Stoiber und Hans-Ulrich Jörges. Dabei kann man beobachten, wie Parteistrategen versuchen, der Debatte eine Drehrichtung, einen „Spin“, wie man amerikanisch sagt, zu geben:

Jörges konstatierte, dass Merkel beim Thema NSA schwamm, während Steinbrück beim Thema Rentenniveau und Pensionshöhe ins Wanken geraten sei. Während Edmund Stoiber als CDU/CSU-Mann und der Rest der Runde Merkels NSA-Schwimmen stehen ließen, wurde über Steinbrücks „Ausrutscher“ debattiert. Tatsächlich gesagt hat Steinbrück, dass sich Rentenniveau und Pensionsniveau nicht auseinanderentwickeln dürfen. Daraufhin fragte eine der beiden Moderatorinnen nach, wie man eine Senkung des Pensionsniveaus den Menschen erklären wolle. Diese Frage war zunächst einmal irrational und/oder unfair: Steinbrück hat nicht von einer Senkung oder auch nur Angleichung gesprochen, sondern einer Gleichentwicklung. Das heißt im Allgemeinen, dass beide prozentual oder absolut gleich fallen oder steigen sollen. Eine Frage, die ihm unterstellt, er habe gesagt, die Pensionen sollen sinken, sollte man, wenn man sie beantwortet, zumindest gradebiegen. Das ist Steinbrück tatsächlich nicht gelungen, er schwamm und wich aus, betonte nur, er fände seine Aussage schlüssig. Es wäre, um den Eindruck des „Schwimmens“ zu vermeiden, ratsam gewesen, sie umformuliert aber klar noch einmal zu wiederholen.

Steinmeier, der als „Spin-Doktor“ der SPD durchaus geschickt auftrat, stellte das dann klar, sprach aber die Unsinnigkeit/Unfairness der Frage nicht an. Damit kann er, so die Theorie, die öffentliche Bewertung des Duells beeinflussen, da die Menschen oftmals sich von geäußerten Meinungen beeinflussen lassen. Stoiber – vielleicht auch wegen seiner oft belächelten rhetorischen Fähigkeiten – hielt sich eher zurück, auch, als das Gespräch auf Merkels Schwächephase kam. Das er sich seiner Spin-Doktor-Rolle bewusst war, wurde an anderen Stellen, wo er vehement für Merkel Partei ergriff, deutlich. Dass er beim Thema NSA schwieg, deutet darauf hin, dass ihm – vielleicht mangels Argumenten – klug erschien, das Thema schnell vom Tisch zu kriegen, indem man es nicht weiter ausbreitet. Diese Rechnung ging auf, weil die Runde nicht weiter darauf einging.

Was Frau Will übrigens meiner Meinung nach gut beobachtet hat, ist Merkels Taktik: Sie versucht, nachdem sie die Frage des Moderators beantwortet oder zumindest touchiert hat, weiterzureden, über andere Themen zu reden, andere Thesen (und Satzbausteine) wiederzugeben. Im Fußball wäre „Ballbesitz“ das Pendant dazu. Merkel hatte tatsächlich einen Redezeitvorsprung von fast 5 Minuten aufgebaut, indem sie über die Frage hinaus weiterredete, während Steinbrück in seinen Aussagen recht schnell zum Ende kam.

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