PKEuS' Blog

über Welt-, Politik- und Wirtschaftsgeschehen

Schon seit längerem reizt mich die Herausforderung, eine eigene kleine Konjunkturprognose zu erstellen. Bevor das neue Jahr beginnt, möchte ich mich dieser nun stellen und meine Glaskugel konsultieren. In diesem Beitrag möchte ich ein paar Anmerkungen zu den Annahmen hinter der Prognose machen; die Daten der Prognose präsentiere ich auf einer gesonderten Seite.

Als Grundlage dienen Daten des Statistischen Bundesamts, der Bundesbank und von Eurostat, also öffentlich verfügbare, soweit möglich aktuelle und offizielle Daten. In Ermangelung eines Mitarbeiterstabes zur Sammlung und Auswertung von Daten fußt meine Prognose zwangsläufig auf recht einfachen Methoden. Grundsätzlich wird unter Zuhilfenahme einiger Annahmen von einer bloßen Fortschreibung der bisherigen Entwicklung in die eine oder andere Richtung abgewichen. Fortschreibungsprognosen sind in ökonomischem Kontext möglich, da die meisten Zeitreihen von ökonomischen Datenein hohes Maß an Autokorrelation aufweisen. Diese ist selbst noch in den ersten Ableitungen der Rohdaten, d.h. Wachstumsraten, erkennbar. Im Umkehrschluss heißt das, dass die wahre Kunst der Prognose darin besteht, die Abweichungen vom bisherigen Trend korrekt vorauszusagen.

Die Prognose wurde für 9 Quartale erstellt, d.h. das letzte Quartal von 2017, dass noch nicht ganz vorbei ist und für das daher noch keine Daten zur Verfügung stehen, sowie die Jahre 2018 und 2019. Prognostiziert werden das reale (preisbereinigte) Bruttoinlandsprodukt mit seinen einzelnen Verwendungs-Komponenten (Konsum, Investitionen, Staatsausgaben und Außenbeitrag) und die Entwicklung der Verbraucherpreise.

Der private Konsum ist eine sich vergleichsweise träge entwickelnde Komponente, da Menschen Konsumgewohnheiten bilden und diese nicht allzu rasant ändern. Daher ist die Grundannahme, dass dieser so weiterwächst, wie in den letzten 10 Jahren. In Deutschland ist diese Entwicklung seit vielen Jahren recht schwach, was an der exportorientierten Wirtschaft und der ausgeprägten Sparaktivitäten in Deutschland liegt. Die grundsätzlich in den letzten zwei Jahren bessere Entwicklung der Löhne hat den Konsum gefördert. Weitere positive Impulse, wie sie etwa durch den Mindestlohn zuletzt erfolgt sind, sind allerdings nicht zu erwarten, sodass ich keine Abweichungen des Konsums vom Trend prognostiziere. Andere Prognosen, etwa die des Sachverständigenrats, erwarten hier deutlich höhere Zuwächse.

Die privaten Invesitionen sind generell volatiler und haben in Deutschland zuletzt zugelegt, nach dem sie sehr lange auf schwachem Niveau lagen. Hier wird die Entwicklung der letzten 6 Jahre fortgeschrieben. Auch weil viele dieser Invesitionen notwendige Erhatungs- und Erneuerungsmaßnahmen eines lange auf Verschleiß gefahrenen Kapitalstocks sind, ist mit einer Fortsetzung der Erholung wie in den letzten Jahren zu rechnen.

Auch die Staatsausgaben, d.h. Konsum und Investitionen durch staatliche Stellen sind zuletzt etwas gestiegen, trotz der schwarzen Null. Einerseits liegt das daran, dass die niedrigen Zinsen die Ausgaben für Zinszahlungen dämpfen und finanziellen Spielraum schufen, andererseits, dass der jahrzehntelange Verfall öffentlicher Infrastruktur stellenweise Invesititionen nicht länger aufschiebbar macht. Generell ist aus demselben Grund zu erwarten, dass der jüngste Aufwärtstrend anhält, daher wird von dem Wachstum der letzten vier Jahre ausgegangen. Die gescheiterte Regierungsbildung, und die absehbar sehr zähe Bildung der neuen Großen Koalition, gepaart mit dem Unwillen der geschäftsführenden Regierung, die Geschäfte tatsächlich anständig zu führen (siehe die demonstrative Abwesenheit von Regierungsvertretern beim EU-Sozialgipfel oder den Streit um die Glyphosat-Zulassung), führt dazu, dass derzeit in den Bundesministerien keine Zusagen zur Ausgabe von Geld, etwa Fördermittelzusagen, getätigt werden. Davon ausgehend, dass eine neue Regierung frühestens zu Beginn des zweiten Quartals ins Amt kommt, und dass alle dann folgenden Handlungen mit gewisser Zeitverzögerung erfolgen bzw. wirken, prognostiziere ich eine Dämpfung der Entwicklung in den ersten beiden Quartalen 2017 um 0,25 Prozentpunkte, die teilweise (0,2 Prozentpunkte) in den Quartalen 4-2017 und 1-2018 nachgeholt werden

Die vermutlich schwierigste und für Deutschland leider wichtige zu prognostizierende Komponente ist der Außenbeitrag (Nettoexport), d.h. Exporte minus Importe. Bekanntlich erwirtschaftet Deutschland einen extrem hohen Überschuss. Dieser ist mittlerweile auf Größenordnungen von etwa 8 % des Bruttoinlandsproduktes gestiegen. Eine unveränderte Fortsetzung dieser Entwicklung ist unwahrscheinlich, weil sie ökonomisch kaum umsetzbar ist, da im Ausland keinerlei Bereitschaft besteht, sich weiter gegenüber Deutschland zu verschulden und dort dererseits versucht wird, Exportüberschüsse zu erzielen. Diese Versuche sind deutlich sichtbar in der sich schließenden Lohnstückkostenlücke, die in der untenstehenden Abbildung gezeigt wird. Auch zeigen die neusten Daten des Außenbeitrags zumindest dessen Stagnation. Daher prognostiziere ich, dass dieser bis 2019 linear auf sieben Prozent des BIPs fällt.

Lohnstückostenlücke

Die Verbraucherpreise werden maßgeblich von der Entwicklung der Lohnstückkosten dominiert. Da von einem starken Anstieg, etwa infolge starker Lohnanstiege, nicht auszugehen ist, ist - auch im Umfeld der unverändert niedrigen Zinsen - nicht mit einem signifikanten Anstieg der Inflationsrate zu rechnen. Daher gehe ich von 1,5 % Inflation in 2018 und 2019 aus.

Die Gesamtprognose beläuft sich daher auf ein preisbereinigtes Wirtschaftswachstum von 1,2 Prozent in 2018 und 1,3 Prozent in 2019. Laut Prognose und verfügbaren Daten wächst die Wirtschaft dieses Jahr um 2,4 Prozent. Diese Zahl ist allerdings auch vorbehaltlich etwaiger Revisionen der noch recht frischen Daten für 2017 durch das Statistische Bundesamt.

Als Schlussbemerkung sei noch gesagt, dass ich die Absicht habe, diese Prognose gelegentlich zu aktualisieren und mit der Wirklichkeit abzugleichen. Dazu werde ich die Datenseite verändern, und ggf. auch hier eine Meldung veröffentlichen.

Gegenwart